Angst vor dem Atomknopf

 

 

Kontakt-Sperre für Offiziers-Frauen, ein Jahr ohne Warmwasser für die Elitestreitkräfte, Angst vor einem Atomschlag Putins und was ich mit Goebbels gemeinsam habe: Was mir eine langjährige Vertraute aus Moskau gerade hier in Berlin erzählt, ist atemberaubend:

 

 

Die Frau im mittleren Alter, die ich seit vielen Jahren kenne, hat mit der Opposition so viel zu tun wie Putin mit dem Vegetarismus und ist apolitsch. Sie wohnt in einem „Militärstädtchen“ bei Moskau, Standort der Weltraum-Streitkräfte. Den Offiziersfrauen dort wurde untersagt, sich mit Zivilisten zu unterhalten – kein Kontakt. Warmwasser gibt es seit April.2015 nicht mehr. Die Offiziere werden mit Luxus-Gehältern (für russische Verhältnisse) bei Laune gehalten: umgerechnet 770 bis 1700 Euro. „Zivilisten“ bekommen zum Teil nur 6000 Rubel – 85 Euro, im Monat. Wer mehr verdient, etwa Ärzte, bekommt oft nur die Hälfte des offiziellen Nettolohnes – der Rest wird ihnen illegal abgepresst von den Chefs. Wer sich beklagt, fliegt raus. Bei den Wahlen mussten Militärs wie Zivilangestellte aus der Wahlkabine ihren Stimmzettel aufs Handy fotografieren – mit dem Kreuz bei der Putin-Partei.

 

Als ich meiner Vertrauten erzähle, dass hier in Deutschland Zeitungsartikel erscheinen mit der Überschrift „Warum die Russen Putin so lieben“ lacht sie erst und empört sich dann: „Seid Ihr wirklich so blöd? Es müsste doch reichen, die Wahlergebnisse!“ Natürlich seien viele von der Propaganda „gehirngewachsen“, sagt sie. Aber eine Mehrheit? Lieben? „Nein! Bei denen, die ich kenne, herrscht eine große Angst: ,Dass Putin endgültig durchdreht und auf den Atomknopf drückt!“

 

Mich, erzählt sie, habe sie wiederholt im russischen Fernsehen gesehen. Dass Putin mich aus dem Land geschmissen habe, hätte es da stolz geheißen, dass ich ein „Extremist“ und „Radikaler“ sei – und dass es früher in Deutschland Goebbels gegeben habe, und jetzt eben Reitschuster. Aus der deutschen Botschaft kam übrigens die Einschätzung, diese Berichte im russischen Fernsehen über mich bewegten sich im Rahmen der Meinungsfreiheit und es sei nichts besonderes dran.

 

 

In diesem Sinne – einen schönen Wochenstart!

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