Corona: Irreführung statt Aufklärung

Jakob Augstein, Millionen-Erbe und einer der Miteigentümer des Spiegel, ist bekannt für seine stramm linke Gesinnung. Erst kürzlich hat er auf twitter Sarrazin, Broder und Tichy für die Bluttat von Hanau mit verantwortlich gemacht: „Die Wegbereiter der Gewalt haben Namen und Adresse.“ Das liest sich fast wie eine Aufforderung zur Gewalt. Jetzt hat sich der Mann, dessen Nachrichtenmagazin den „Mut zur Wahrheit“ als Motto ausgibt, auf twitter auch zum Corona-Virus geäußert: „Ist angesichts einer Sterblichkeit von zZt vielleicht 4%, die Panik in Sachen #Corona gerechtfertigt? Das ist weniger als bei echter Grippe. Da wäre ich mal für Hinweise auf Quellen dankbar, die das erläutern…“

Meine erste Reaktion: „Nur“ vier Prozent Tote, also gar nicht so schlimm? Da bekommt man eine Vorstellung, warum der Millionär den Sozialismus so anziehend findet. Und die Prozentzahl hat wohl Relotius recherchiert – bei Grippe sterben in Wirklichkeit ca. 0,1 %, bei Corona geschätzt 0,3 bis 2,5 %, wenn man sich auf die Angaben der Weltgesundheitsorganisation bzw. der Süddeutschen Zeitung verlassen kann, die ziemlich leicht zu via google zu finden sind (offenbar nicht für Augstein) „Tatsächlich ist die Sterberate des Coronavirus derzeit schwer zu bestimmen. Teilt man die Zahl der Gestorbenen durch die Zahl der Infizierten, erhält man zwar einen groben Anhaltspunkt, aktuell läge der Wert bei etwa 2,5 Prozent. Allerdings sind bei dem Verfahren Verzerrungen in beide Richtungen möglich. „

Schon vor Wochen warnte mich ein hochrangiger Beamter, zu dessen Aufgabengebiet die Sicherheit gehört: „Der Corona-Virus ist nicht zu stoppen, er wird auch Deutschland erreichen, voll, das ist völlig klar.“ Der Mann vom Fach ging damals noch von einer Sterblichkeitsrate von vier Prozent aus und riet mir, eine Grippeimpfung zu machen: „Verringert das Risiko noch mal deutlich, auch wenn das gar nicht so hoch ist, wenn man nicht vorher schon anderweitig, insbesondere mit der Lunge und den Atemwegen vorbelastet ist.“

Umso mehr wundert mich jetzt eine Aussage von Jens Spahn, Gesundheitsminister und Nachwuchshoffnung in der CDU, der gerade – obwohl eigentlich konservativ – durch ein Bündnis mit Linksausleger Armin Laschet die Kandidatur des konservativen Kandidaten für den CDU-Parteivorsitz Friedrich Merz erheblich geschwächt hat (Zitat Partei-Insider: „Denkt nur an sich, nicht an die Partei“ – und womöglich auch nicht so sehr an das Corona-Virus?). In den Tagesthemen der ARD mahnte der gelernte Bankkaufmann, für den Gesundheit, für die er nun zuständig ist, Neuland ist: „Wichtig ist, dass wir das alle für uns einordnen, an Grippe sterben in Deutschland bis zu 20.000 Patienten im Jahr. Ich will jetzt darauf hinweisen, dass auch das ein Risiko ist, das wir jeden Tag haben. Der Verlauf hier ist sogar deutlich milder als wir das bei der Grippe sehen.“

Was für eine Irreführung der Bürger. Spahn bzw. seine Ministerialbürokraten hätten nur googeln müssen, um im Deutschen Ärzteblatt nachzulesen, dass die angeblichen 20.000 Grippetoten pro Jahr Unsinn sind. Nachzulesen ist dort: „Freundlicherweise verraten uns die Experten der AG Influenza, beziehungsweise des Robert Koch-Instituts aber auch, wie viele Menschen wirklich empirisch nachweisbar an Influenza gestorben sind. „Laborbestätigte Todesfälle“ durch Influenza in den Jahren 2010 bis 2013: 26 bis 198 pro Saison . . .“

Auch der Hinweis auf den „milderen Verlauf“ von Corona ist manipulierend: Im Regelfall mag die Infektion milder verlaufen als bei der Grippe – aber nach dem, was bekannt ist, ist eben die Sterblichkeit deutlich höher. Und das ist entscheidend.

Auch die Journalisten der Tagesschau dürften solche Aussagen wie die von Spahn nicht stehen lassen – wenn sie ihren Job als Kontrolleure der Regierung auch nur halbwegs ernst nehmen würden. Zudem wäre auch die Frage angebracht, ob man von einem Gesundheitsminister beim Anrücken eines gefährlichen Virus erwarten dürfte, dass er sich ganz seinem Amt widmet und weniger parteiinternen Machtkämpfen?

Und: Nein, ich bin gegen jede Form der Panikmache. Trotz des Rats des Beamten habe ich auch keine Grippeimpfung gemacht – in 16 Jahren Russland habe ich mir wohl den dort landesüblichen Fatalismus angeeignet und gehe sehr entspannt mir Horrormeldungen und Krisenwarnungen um. Auch dem Corona-Virus sehe ich deshalb in aller Ruhe entgegen. Allerdings werde ich auch ungern belogen und für dumm verkauft. Und nach all den Erfahrungen hierzulande, etwa mit dem Berliner Flughafen oder dem Mangel an wichtigen Medikamenten in Berlin, ist mein Vertrauen in die Behörden für den Krisenfall schwer angeschlagen.


Bild: PIXABAY

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