Ist Trump für deutsche Medien ein Faschist? Propaganda auf dem Rücken der Medizin

Ein Gastbeitrag von Dr. med. Marius Lazar

Eine große deutsche Tageszeitung, die WELT, drischt auf das amerikanische Gesundheitswesen ein und liefert damit eines der peinlichsten Beispiele manipulativer Presse ab. Nur, um eines vorab klarzustellen: Meine Mutter war eine Siebenbürger-Sächsin, mein Vater trotzdem ein kleiner rumänischer Diplomat in Zeiten dessen, was man heute “real existierender Sozialismus” nennt. Er hat hingeworfen, als er merkte, dass das Reale nicht viel mit dem wahren Sozialismus zu tun hat. Wir mussten als Familie fliehen, und dennoch hat die Idee eines libertären Sozialismus bis heute eine überzeugende Wirkung auf mich.

Mit dieser gedanklichen Grundausstattung lese ich also in einem einst als konservativ geltenden Blatt ein Stück schriftgewordenen Antiamerikanismus, wie er einst auch bei uns im “Ostblock” zum Alltag gehörte. Der Autor bemüht sich noch nicht einmal darum, das Ganze objektiv aussehen zu lassen. Ist Deutschland tatsächlich wieder so weit?

Schon zu Beginn des Interviews berichtet der Patient darüber, bei ihm sei in Deutschland eine Entzündung des Blinddarms fehldiagnostiziert worden. Das bereits ein Skandal für sich, wird einfach darüber weggegangen, denn Deutschland soll wohl als besonders positiv dargestellt werden. Auch über die Frage, wie und warum der amerikanische Patient trotz eines “geplatzten Blinddarms” noch einen Transatlantikflug antreten konnte, lässt uns die Zeitung im Unklaren. Der Mann muss eine wahrlich außergewöhnlich robuste Konstitution gehabt haben.

Sodann wird eine Propagandagranate nach der anderen abgefeuert: Er habe dann später in der US-Notaufnahme lange warten müssen und auf seine Begleiterin, eine Medizinerin, habe niemand gehört, weil sie eine ‘Person of Color’ gewesen sei. Wer Notaufnahmen kennt, der weiß, dass Eile und Druck komplett normal sind, egal in welchem Land sich diese befinden. Es ist auch davon auszugehen, dass der afroamerikanischen Begleiterin ihre Approbation nicht auf die Stirn gemalt stand. Rassismus wird also unterstellt, obwohl es sich eher um den gewöhnlichen ‘Wahnsinn’ in einer ausgelasteten Notaufnahme gehandelt haben dürfte.

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Danach wird über ein Vorgehen berichtet, das in Europa (und insbesondere in Deutschland) ebenfalls exakt so an der Tagesordnung ist, wenn Sie keine private Krankenversicherung haben: Der Patient wird kurz in der Klinik behalten, die Diagnostik kommt ebenfalls zu kurz, als Grund schimmert im WELT-Artikel ein System mit Fallpauschalen durch. Gibt es dies in Deutschland etwa nicht? Sind “blutige” Entlassungen kein Alltag? Ich hatte neulich eine berentete Patientin, die zur Behandlung einer chronischen Erkrankung der Leber extra nach Deutschland gereist war, weil sie dort noch versicherungsberechtigt (gesetzlich/“Kasse”) ist. Als sie wieder bei mir vorstellig wurde und ich ihr Laborblatt aus der Klinik anschaute, war meine erste Frage, “wo ist der Rest?”. Den gab es nicht. Erhoben wurden in Bezug zur Leber nur ALAT, AP und gGT. Keine Sternstunde der Medizin bei einer Patientin mit der gesicherten Diagnose einer Autoimmunhepatitis.

Aber damit nicht genug.

Der Journalist stellt sodann die folgende Frage: “Die europäischen Faschisten waren alle ökonomisch links. Sie waren für den Wohlfahrtsstaat, organisierte Urlaubsfahrten für Arbeiter usw. Trump und seine Regierung haben nichts dergleichen getan.”

Was soll das bitte heißen? Dass Herr Trump ein Faschist ist? Das kann doch nicht wahr sein!

Präsident Trump steht von meiner Position aus politisch auf der ganz anderen Seite und der Mann mag so Manches sein, aber ein Faschist ist er gewiss nicht.

Außerdem impliziert die Frage, dass die europäischen Faschisten sozial waren, also quasi besser als wer?

Mich lässt dieser Artikel sprachlos zurück. Ich lebe nicht in Deutschland, außer als Besitzer eines kleinen Ferienhauses für einige Tage hin und wieder. Aber ich muss gestehen: ich verstehe Deutschland nicht mehr. Wenn schon in der WELT ein solcher Propagandabeitrag erscheint, was geschieht ansonsten noch alles? Und das unter dem Deckmantel eines vermeintlich medizinischen Beitrags.

Nein, das verstehe ich nicht und will es auch nicht verstehen.

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Dr. med. Marius W.-M. Lazar, Neurologe & Psychiater:
Siebenbürger Sachse, lange in Pretoria (Südafrika). Derzeit vor allem in Bukarest privatärztlich und telemedizinisch (EU-weit) tätig. In Nordamerika beim Aufbau eines telemedizinischen Start-Ups beratend.

 

 

 

 


Bild: Maryia Naidzionysheva/Shutterstock

Text: Gast


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