Klima-Hütchenspielerei

Unsere tägliche Klima-Horrorgeschichte gib uns heute: Das scheint heute in vielen deutschen (und auch englischsprachigen Medien) eine ungeschriebene Regel zu sein.

Erinnern Sie sich an die Bilder, die Millionen Menschen ans Herz gingen? Ein abgemagerter Eisbär, der sich bei der Futtersuche kaum auf den Beinen halten konnte? Als Ursache hatte der Fotograf den Klimawandel ausgemacht. So ging das Bild mitsamt der Botschaft um die Welt. Nur stimmte die Botschaft nicht. Laut Tierexperten war der Eisbär schlicht krank – oder in einem Kampf verwundet worden.

Letzten Sommer erregte ein Bild mit Schlittenhunden, die auf Grönland durch Schmelzwasser fuhren, weltweit die Gemüter – weil es den Klimawandel veranschaulichen sollte. Doch das tat es nicht. Die abgebildete Schmelze sei ganz normal, betonte der Fotograf – doch da war die Botschaft schon bei vielen in den Köpfen.

Die Liste solcher irreführender Nachrichten und Bilder ließe sich lange fortführen.

Und so wurde ich denn auch skeptisch, als ich heute im Spiegel eine große Geschichte unter folgende Schlagzeile las: „Klimawandel in der Antarktis: Ein Koloss taut auf.“ Im Vorspann heißt es: Wenn er schmilzt, könnten zahlreiche Städte überflutet werden: Der Thwaites-Gletscher hat eine wichtige Bremsfunktion in der Antarktis. Jetzt meldet ein Expeditionsteam besorgniserregende Messergebnisse.“

Weiter heißt es in dem Bericht: „,Das warme Wasser in diesem Teil der Welt, so abgelegen er auch sein mag, sollte uns allen als Warnung vor den möglichen schrecklichen Veränderungen des Planeten dienen, die der Klimawandel mit sich bringt´, sagte David Holland, einer der Expeditionsleiter.“ Ich wurde bei diesem Satz endgültig stutzig: „Doch schon jetzt wissen sie, dass der vom Menschen verursachte Klimawandel für den Rückgang ein Schlüsselfaktor ist.“ Da ich mir inzwischen auch in Deutschland – wie in meiner Zeit in Russland – das Lesen zwischen den Zeilen angewöhnt habe, wurde ich bei dem Wort „ein“ vor „Schlüsselfaktor“ gibt. Es muss also weitere geben! Und es ist offenbar nicht mal klar, welche der wichtigste ist – sonst müsste es ja „der“ Schlüsselfaktor sein. Und warum ist von keinem einzigen anderen Schlüsselfaktor die Rede in dem Bericht, und alles nur auf den – unbestreitbaren – Klimawandel zugespitzt?

Ich brauchte gar nicht lange zu suchen, da fand ich einen Artikel aus der Neuen Zürcher Zeitung von 2014 zum gleichen Thema. Und während beim Spiegel alles nur um die Klimaerwärmung geht, weist bei der Schweizer Zeitung schon die Überschrift in eine ganz andere Richtung: „Vulkanismus heizt den Thwaites-Gletscher von unten“. Weiter heißt es in dem Blatt sehr differenziert: „Warmes Meerwasser lässt den Thwaites-Gletscher in der Westantarktis immer schneller schmelzen. Die Prognose wird allerdings durch vulkanische Aktivität erschwert, die den Gletscher von unten heizt.“ Und weiter: „Nicht nur Eis und Kälte prägen die Antarktis, sondern auch Vulkane und ihre Hitze.“

Auch im englischsprachigen Internet gibt es Artikel darüber, wie die vulkanischen Aktivitäten unter dem Gletscher in Medien verschwiegen werden. Warum haben sich die Kollegen vom Spiegel nicht einmal die Mühe gemacht, eine zehnminütige google-Recherche zu ihrem Artikel zu machen? Oder haben sie es – weil ja in dem Artikel vom Klimawandel als „einem Schlüsselfaktor“ die Rede ist, und dann einfach die vulkanische Aktivitäten weggelassen?

Kann man angesichts solcher Vorkommnisse beklagen, wenn so viele Menschen von einer „Lückenpresse“ reden?

P.S.. Hier noch ein weiteres Beispiel, das gerade ein Leser schickte:


Bild: WIX

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