Wie die Deutsche Rentenversicherung für GEZ-Propaganda missbraucht wird

Wie kommt all das, was in Deutschland passiert, im Ausland an? Diese Frage bewegt mich sehr, und ich kann sie nur für die frühere Sowjetunion beantworten. Da halten uns viele für verrückt. Andere haben immer noch ihre alten Ideal-Vorstellungen. Ein Leser meiner Seite schreibt mir seit langem hoch interessante Außenansichten aus den USA, wo er als Deutscher lebt. Schon lange bitte ich ihn, doch auch Gastbeiträge zu schreiben. Jetzt hat er das endlich gemacht – da er Hochschullehrer ist und recht bekannt, unter Pseudonym. Ich hoffe sehr, er wird noch öfter aus seinen höchst interessanten Gedanken und Außenansichten, die er mir regelmäßig schickt, Beiträge machen.


Ein Gastbeitrag von Dr. Andreas Bergemann*Unter dem flotten Namen “Zukunft Jetzt” versendet die Deutsche Rentenversicherung in schier unermesslicher Auflage eine Infozeitschrift. Warum sie dies als staatliche Einrichtung ohne Konkurrenz für viel Geld tut, ist eine Frage, die sich mir noch nie erschloss. Nun habe ich jedoch eine Ahnung – und diese lässt einen Liberalen frösteln:

Das Titelbild der jüngsten Ausgabe dieser Rundschrift ziert das Bild eines dominant und wissend dreinschauenden Mannes. Es ist der Chef des “heute journal” des Zweiten Deutschen Fernsehens (GEZ-ZDF). Doch was macht er auf der Titelseite? Wird er bald verrentet? Hat er etwas zum Thema Altersvorsorge beizutragen? Oder hat er sich gar verlaufen?

Nein!

Es geht um Volksaufklärung, und zwar in Sachen “Fake News”, unter dem waghalsigen Titel “Uns steuert niemand”.

Der Leser soll also lernen “Fake News” zu erkennen und dem ZDF zu vertrauen, und nur dem ZDF und nichts als dem ZDF, so wahr uns Greta Thunberg helfe.

Ich hatte zunächst gehofft, es handele sich um einen schlechten Scherz. Ich kenne einen solchen Missbrauch staatlicher Informationskanäle für blanke Propaganda eigentlich bisher nur von meinen früheren Reisen als Missionar. Als sehr junger Mann war ich im Südafrika der Apartheid, später an solch illustren Orten wie Venezuela, Bolivien, Kasachstan und China. Vor allem aus dem Südafrika unter der Apartheid habe ich eine solche Gleichschaltung der Propaganda in Erinnerung, natürlich auch von Reisen in die DDR. Jetzt schreiben wir das Jahr 2020, Deutschland hält sich für eine moralisch überhöhte liberal-ökologische Demokratie. Und prompt flattert der eigenen Verwandtschaft solch ein Pamphlet ins Haus. Und keiner schreit auf! Dabei ist dies ein typisches Merkmal totalitärer Staaten.

Wo ist das deutsche Immunsystem gegen diese gewaltsame “Volksaufklärung” mittels Rentengeldern? Wo ist der breite Impuls, dass das nicht sein darf in einer westlich-freiheitlichen Gesellschaft?

Offenbar nicht existent. Aber warum?Ich habe diesbezüglich eine gewagte These: Die Deutschen haben nach 1945 etwas ziemlich falsch verstanden. Nämlich, dass Krieg immer etwas Schlechtes sei, obwohl es keine Friedenstauben waren, welche die Nazis zum Teufel gebombt und Deutschland von seinem eigenen Wahn befreit haben.

Es blieb also ein “Nie wieder!”. Aber nie wieder was?

Nie wieder radikales Denken? Nie wieder eine Volksgemeinschaft statt freier Bürger? Nie wieder moralische Überlegenheit? Nie wieder Schwarz-Weiß-Denken?

Nein!

All dies ist noch da und quicklebendig. Reist man aus dem wahren Westen an, schnürt es einem bei der Einreise nach Deutschland seit wenigen Jahren immer mehr den Hals zu. Es ist geradezu unheimlich.

Der Grund ist wohl dieser: Ausgerechnet die ‘68er, die heute die meisten führenden Stellen in Deutschland (neben alten Stasi-Seilschaften) besetzen, haben niemals erkannt, dass das deutsche Problem eine kommunitaristische Art zu denken ist, eine Rutschbahn zum Totalitarismus. Auf diesem Boden konnte ein Dr. Schreber mit seinen grausamen Thesen zum Gesundheitsapostel werden, der Kaiser mit Trara Soldaten in den ersten großen Krieg schicken, die Nazis Wahlen gewinnen, ein Wirtschaftwunder gelingen, etc. – und jetzt ein Kampf gegen alles Nichtgrüne geführt werden.

Durch die Teilung in West und Ost kam es zu einer den Deutschen nie positiv erklärten Westbindung der Bundesrepublik. Doch ein wahrhaft freiheitlich denkendes, westliches Land wurde auch die alte Bundesrepublik nicht. Sie war auf einem guten Weg, aber das ist nun Geschichte. 1989 beendete nicht nur die DDR, sondern auch den Weg Westdeutschlands in Richtung einer wahrhaft liberalen Gesellschaft.

Das, was es in Deutschland seit je her zu lernen gilt ist: Nie wieder Totalitarismus! Auch wenn dieser in einem liberalen Mantel und in Form Teddybären werfender Kindergärtnerinnen daherkommt. So lange dieses Grundproblem nicht gelöst ist, stolpert Deutschland, dieses 1871 unglückselig und übereilt zusammengeschusterte Land, in weitere totalitäre Katastrophen. Eine solche entfaltet sich gerade vor den Augen der Weltöffentlichkeit – in rasendem Tempo. Es wird einem Eng ums Herz, wenn man an Deutschland denkt in diesen Tagen.

Viele spüren dies, rennen dann jedoch wiederum “Freiheitsaposteln” hinterher, die genauso totalitär im Denken sind wie jene sozialistisch-grünen Seilschaften, die Deutschland sozio-kulturell fest im Würgegriff haben.

Es ist zum verzweifeln!


*Der Autor ist Deutscher und Hochschullehrer in den USA. Da er sich aufgrund von Auflagen seines Arbeitgebers zu politischen Fragen nicht öffentlich äußern darf, erscheint dieser Artikel unter Pseudonym und sein Bild verfremdet.


Bild: Ekaterina Quehl

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