Wie Merkel und die Medien bei Corona schwindeln Pressekonferenz der Bundeskanzlerin

Angela Merkel sagte heute auf ihrer Pressekonferenz, dass die Zahl der Infektionen in Deutschland steige. Auch die meisten Medien verbreiten dies so, fast täglich. Doch das ist irreführend und nicht korrekt. Denn was steigt, ist die Zahl der positiven Ergebnisse bei Tests. Und gleichzeitig steigt auch die Zahl der Tests, die insgesamt durchgeführt werden. Insofern ist ein alleiniges Verweisen auf die Fallzahlen unseriös. Seriös wäre es, sie immer in Relation zu setzen mit der Zahl der insgesamt Getesteten.

Bei einer Recherche im Internet fällt auf, wie sehr die Medien versuchen, einen Zusammenhang zwischen der Zahl der Tests und den positiven Ergebnissen abzustreiten. Teilweise vergewaltigen diese Texte die Logik und sind eine Beleidigung für die Intelligenz des Lesers, wie dieser Beitrag des „Faktenfuchs“ des öffentlich-rechtlichen Bayerischen Rundfunks.

Wer ihn aufmerksam liest, dem fällt auf, dass hier viel geschwurbelt wird, um den Leser einzulullen und die zwei entscheidenden Sätze im Beitrag auf Teufel komm raus zu relativieren. Der erste Satz ist eine Antwort von Gesundheitsminister Jens Spahn auf eine Journalistenfrage: „Ihre sehr berechtigte Frage: ‚Hat die erhöhte Zahl an positiv Testungen auch etwas mit der Ausweitung der Testkapazitäten zu tun?‘, muss man sicherlich mit ‚teilweise ja‘ beantworten.“

Die zweite entscheidende Antwort stammt vom Robert-Koch-Institut: „Eine Ausweitung der Testindikationen oder eine Erhöhung der Testzahl kann zu einem Anstieg der Fallzahlen führen, da zuvor unentdeckte Fälle detektiert werden. Das heißt aber nicht, dass umgekehrt die steigenden Fallzahlen nur mit dem vermehrten Testaufkommen zu erklären sind.“

Hier ist das Wörtchen „nur“ entscheidend.

Das Institut und der Minister, die maßgeblich die Corona-Politik bestimmen, bestätigen also das, was jedem der gesunde Menschenverstand sagt: Dass die Menge der Tests eine Auswirkung auf die Zahl der positiven Ergebnisse hat. Dass sie eins zu eins proportional ist, wird niemand behaupten, der vorsichtig zu formulieren gewöhnt ist. Wer aber den Eindruck erweckt, es gebe keinen Zusammenhang und wer Infektionen mit positiven Texts gleichsetzt, obwohl deren Fehlerrate bekannt ist, der führt damit die Bürger in die Irre, schürt Angst und ist schlicht ein Schwindler. Oder, um korrekt zu gendern, eine Schwindlerin.

Dass niemand von den Journalisten auf der Pressekonferenz heute zu diesem Thema nachfragte (falls ich es nicht überhört habe – für Hinweise bin ich dankbar) ist eine journalistische Bankrotterklärung unserer Medien. Das ist kein Journalismus mehr, dass ist Hofberichterstattung.


Das Deutsche Netzwerk Evidenzbasierte Medizin (EbM-Netzwerk) bemängelt die Aufarbeitung und Darstellung von Informationen über COVID-19 in den Medien, wie das Deutsche Ärzteblatt berichtet, das von der Bundes­ärzte­kammer und der Kassenärztlichen Bundesvereinigung herausgegeben wird: „Selbst in den Leitmedien wurden zur Beschreibung des Infektionsrisikos über Monate le­diglich Fallzahlen ohne Bezugsgrößen und unter Verwendung unpräziser Bezeich­nungen benutzt“, kritisiert das Netzwerk. Dabei werde oft nicht zwischen Testergeb­nissen, Diag­no­sen, Infektionen und Erkrankungen differenziert.


PS: Merkel antwortete heute auf eine Frage zum Berliner Demonstrationsverbot wortkarg, dass sie die Entscheidung der Stadt respektiere. Im übrigen sei das eine Berliner Angelegenheit. Komisch. Komisch. Bei Thüringen im Februar klang das noch ganz anders von der Kanzlerin.


PS: Kommentar von Rolf Müller auf facebook: „Mir ist bei der Pressekonferenz aufgefallen, dass sie ganz selbstverständlich das Wort „Regime“ benutzt, z.B. Quarantäne-Regime. Auch Spahn sprach schon von Regime im Zusammenhang mit Corona. Für mich war dieses Wort bisher eindeutig negativ konnotiert. Sind jetzt eigentlich alle Schranken gefallen?“


Leserkommentar: „Lieber Boris, das stärkste Argument lässt Du liegen: die „mit oder an“ Covid Verstorbenen. Diese Zahl rangiert seit 6 Wochen bei unter 20 täglich ohne erkennbaren Trend. Im April waren es 300. Während also Testzahlen hochgetrieben und eine zweite Welle herbeigeschwafelt wird, existiert die ganze Zeit über lediglich ein Krankheitsgeschehen in Größenordnung des Grundrauschens.“


Bild: Screenshots/Phoenix/statista.deText: br

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