Fiese Tricks gegen „böse“ Meinungen?

Soziale Netzwerke wie facebook bieten eine umstrittene Funktion an: Das so genannte „Shadow banning“, frei übersetzt „verbannen in den Schatten“. Es ist eine Art virtuelles Hütchenspiel und bedeutet, dass jeder auf seiner Seite Kommentare, die ihm nicht behagen, so markieren kann, dass sie der Autor des Kommentars und seine Freunde zwar weiter sehen – aber niemand anderer.

Im privaten Bereich kann man so etwas als böse Trickserei auffassen – aber justitiabel ist es wohl nicht. Ganz andere Maßstäbe müssen dagegen wohl öffentlich-rechtliche Sender an sich angelegen lassen, die mit steuerähnlichen Gebühren finanziert werden und deshalb an strenge Auflagen gebunden sind, was Ausgewogenheit und Transparenz angeht.Insofern wiegen die Vorwürfe schwer, die jetzt gegen das ZDF bzw. facebook erhoben werden: Der Systemanalytiker, Zukunftsforscher und Autor Peter Mersch beklagt sich in dem sozialen Netzwerk, dass auf der facebook-Seite der öffentlich-rechtlichen Anstalt kritische Stimmen „in den Schatten verbannt“ würden. Mersch führt als Beweis diverse Screenshots auf, also Aufnahmen vom Bildschirm. Zitat: „Das im Facebook-Forum von „ZDF heute“ stattfindende Shadow Banning hat längst ein kaum mehr mit unserer Verfassung vereinbares Ausmaß angenommen.“

Ziel des „Shadow Bannings“ sei es, so Mersch, den User zu frustrieren: „Er soll annehmen, dass er an einer Diskussion teilnimmt, obwohl er es in Wirklichkeit nicht beziehungsweise nur stark eingeschränkt tut. Aufgrund der geringen Resonanz auf seine Beiträge verliert er – so jedenfalls die Hoffnung der Betreiber – mit der Zeit die Lust, weitere Beiträge zu posten.“

Ist ein solches Verfahren im Umgang mit Gebührenzahlern legitim? Der Vorwurf von Mersch: „Politisch unliebsame Sachbeiträge werden für die Allgemeinheit ausgeblendet“. Im konkreten Fall, in dem der Zukunftsforscher ein Shadow Banning nachweist, geht es um ein bedingungsloses Grundeinkommen, Multikulti, Zuwanderung und Sozialstaat (wer sich in den komplexen Sachverhalt einlesen will, kann das hier tun). Mersch macht geltend, es sei nicht der einzige Fall, in dem er ein „Shadow Banning“ belegen könne.

„Ich bin mir in der Zwischenzeit recht sicher, dass die Löschungen nicht durch „ZDF heute“ selbst erfolgen, sondern durch ein Löschzentrum von Facebook“, schreibt der Zukunftsforscher und verweist auf einschlägige Erfahrungsberichte: „In diesem Löschzentrum bestimmen eine Software und Personen einer bestimmten politischen Ausrichtung und Gesinnung, was im Rahmen des „Gesetzes zur Verbesserung der Rechtsdurchsetzung in sozialen Netzwerken“ (NetzDG) auf den Seiten der hochfrequentierten Facebook-Foren noch öffentlich gesagt werden darf oder nicht.“Sollten diese Vorwürfe zutreffen, würden sie an Georg Orwells „großen Bruder“ erinnern. An das ZDF habe ich eine Presseanfrage zu den Anschuldigungen von Mersch geschickt: Wenn die Antwort vorliegt, werde ich sie hier ergänzen. Da ich von facebook noch nie in meiner journalistischen Zeit irgend eine Antwort auf irgend eine Anfrage erhalten habe, spare ich mir in diesem Fall – aus Notwehr – das sonst immer obligatorische Anhören der anderen Seite. Schon allein dieses Dauer-Schweigen des Internet-Giganten gibt ihm etwas unheimliches – „Big-Brother“-Haftes.

P.S.: Facebook-Sprecher Gorny sagte im Mai im ZDF: „Wir löschen keine Informationen, die als Falschmeldungen identifiziert wurden. Als privates Unternehmen möchten wir nicht Richter sein über Wahr oder Falsch. Wir reduzieren die Reichweite – damit kommt der Inhalt so gut wie nicht mehr vor.“ Man müsse schon ganz konkret nach dem Inhalt suchen, um ihn zu finden.“


David gegen Goliath

Helfen Sie mit, dass hier auch weiter solche Berichte erscheinen

können! Nie war kritischer Journalismus so wichtig wie heute.

Unterstützen Sie reitschuster.de – auch gegen juristische Angriffe wie

von ARD-Chef-Faktenfinder Gensing!

Via Paypal (hier klicken)

oder Überweisung:

Boris Reitschuster

IBANDE92 1001 1001 2629 8468 32

BIC NTSBDEB1XXX

N26 Berlin

Verwendungszweck: reitschuster.de

Bedanken kann ich mich bei Überweisungen leider nur, wenn Sie eine (E-Mail-) Adresse angeben.​


Bilder: Michael Gaida/Pixabay

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert