Tumult vor dem Reichstag wird zum Heldenepos Lenin lässt grüßen

Wer den Sozialismus studiert hat, der erlebt in diesen Tagen ein unglaubliches Déjà-vu. Nein, nicht weil es kurzfristig mal wieder Warteschlangen vor den Geschäften gab und das Klopapier knapp war – sonst untrügliche Erkennungszeichen des Sozialismus, aber diesmal einem Virus geschuldet. Bananen-Mangel und Tauschhandel werden wohl auch nicht zurückkommen in dem neuen System der Verschmelzung linker Ideologen und großer Konzerne und Finanziers (die hoffen, den anderen als nützlichen Idioten auszunützen und dann wie ein benutztes Taschentuch wegzuschmeißen).

Aber wie ein Tumult vor dem Reichstag zum Sturm auf denselben hochstilisiert und als politische Waffe verwendet wird – das erinnert krass an die Schule von Lenin, KGB und Konsorten. Sowjet-Regisseur Sergej Eisenstein lässt grüßen, und der US-amerikanische Journalist und überzeugte Sozialist John Reed mit seinem Buch „Zehn Tage, die die Welt erschütterten“ über den Oktoberputsch 1917.

Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier, der in jungen Jahren vom Verfassungsschutz beobachtet wurde und für eine von der DDR finanzierte Zeitschrift schrieb, lud zwei Tage nach dem „Sturm“ drei Polizisten in seinen Amtssitz, die auf einem Video der „Antifa Zeckenbiss“ zu sehen sind. Die hatte auch schon mit dem „Hetzjagden“-Video von Chemnitz manipuliert und die Republik Kopf stehen lassen. „Antifa Zeckenbiss“ ist ein Werkzeug der linken Glaubenskrieger in Politik und Medien, ebenso wie etwa das „Zentrum für politische Schönheit“ oder ein Jan Böhmermann vom ZDF. Diese medialen Sturmtruppen organisieren schon mal einen faktischen Medien-Putsch durch ein Video, wie in Österreich geschehen (Ibiza-Video).

Die „Bild“ titelte gestern ganz groß: „Steinmeier ehrt die Helden vom Reichstag“.

Ein weiterer großer Artikel in dem Blatt: „Das sind die Helden vom Reichstag“. Und dann noch ein weiterer: „Handvoll Beamter verhinderte Sturm auf den Reichstag: In dieser Drogen-Hölle wurde der Helden-Polizist gestählt“.Bildschirmfoto 2020-09-02 um 08.22.45

Kollegen, habt Ihr sie noch alle? Könnt Ihr keine Videos im Netz finden, könnt Ihr sie nicht ansehen oder kapiert Ihr sie nicht? Was für ein Sturm? Es gab ein Anstürmen auf den Reichstag, „gestürmt“ wurden nur die Treppen, und dann gab es Tumulte (siehe hier). Ich habe einen befreundeten, erfahrenen Polizisten, der die Szenen im Video sah, um eine Beurteilung gebeten. Sein lachender Kommentar: „Wenn das ein Sturm gewesen wäre, wären die drei Kollegen dort platt gemacht worden“.

Die Tumulte am Reichstag waren Kinkerlitzchen im Vergleich zu dem, was die Antifa anrichtet. Linksextremisten haben im Juli einem Polizisten in Berlin das Visier heruntergerissen, eine Flasche ins Gesicht geworfen, ja faktisch ins Gesicht geschlagen. Der Beamte kämpft bis heute um sein Augenlicht. Das wurde bis zu einer Presseanfrage von mir an die Berliner Polizei nicht einmal bekannt gemacht. Und die Reaktion Steinmeiers? Null. Kein Besuch am Krankenbett, keine Worte, nichts (zumindest wurde nichts öffentlich gemacht). Schlimmer noch: Das Staatsoberhaupt machte Werbung für die Band „Feine Sahne Fischfilet“ mit ihren gewaltverherrlichenden Texten gegen die Polizei. Und ehrt nun die „Helden-Polizisten“ vom Reichstag. Die haben einen tollen Job gemacht, keine Frage. Aber Helden? Das ist absurd. Man kann nur noch den Kopf schütteln über das, was hierzulande passiert. Und sich fremdschämen.

Oder man versucht mit Galgenhumor, nicht daran zu verzweifeln. Wie einige Twitter-Nutzer. „Erst die Schlacht bei den Thermopylen, dann die Schlacht um Alamo, Stalingrad, die Landung in der Normandie und jetzt die Schlacht um den Reichstag. Hollywood hat schon Interesse bekundet.“, schreibt „hristofStelma1“. Und auch „Panthea“ flüchtet sich in schwarzen Humor: „Schade, ich wollte mir eigentlich noch das Berliner Reichstagsgebäude im nächsten Jahr mal ansehen. Hoffentlich ist das nach dem Wiederaufbau wieder möglich. #SturmAufDenReichstag“.

Erfreulicherweise gibt es auch Hoffnungsschimmer. Die Berliner Zeitung kritisierte durch die Blume ihre Kollegen. Man dürfe nicht alle Demonstranten über einen Kamm scheren, hieß es da. Ein Kollege schreibt mir: „ntv schreibt jetzt auch nicht mehr ‘Sturm‘, sondern Randale oder sowas. Offenbar hat jetzt wieder ein Erwachsener die Regie übernommen.“ Ich glaube aber, es liegt nicht am Alter. Sondern daran, ob jemand seinen Job macht oder sich als Agitator sieht. Wer noch etwas Anstand besitzt, der würde sich angesichts unserer Geschichte und dem so genannten „Reichstagsbrand“ hüten, alles, was rund um den Reichstags geschieht, für politische Stimmungsmache bzw. neudeutsch „Framing“ zu missbrauchen.

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PS.: Reichsbürger hatten offenbar im „befriedeten Bereich“ um den Reichstag, wo eigentlich keine Kundgebungen erlaubt sind, eine Kundgebung machen dürfen. Sie hatten vorher zum Sturm auf den Reichstag aufgerufen. Während der Versammlung wurde dann plötzlich die Hundestaffel, die fast den ganzen Tag den Reichstag bewachte, abgezogen, und auch weitere Kräfte. Polizeikräfte standen hinter der Versammlung auf dem Rasen und bewachten diesen. Am Reichstag selbst verblieb nur eine ganz geringe Anzahl von Polizisten. Warum? Auf diese Fragen gibt es keine Antwort. Ich habe sie jetzt an die Pressestelle der Berliner Polizei gestellt.

Bild: Screenshots Bild
Text: br

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