Die „Klopapier-Garantie“ – Fake-News? Was hinter den Überschriften steht

Die Nachricht war fast allgegenwärtig. „Hamsterkäufe wegen Corona: Bundesregierung gibt Klopapier-Garantie“, titelte die „Frankfurter Rundschau“. „DAS HAMSTERN GEHT SCHON WIEDER LOS“, vermeldete die „Bild“ in Großbuchstaben und fügte dann in riesigen Lettern hinzu: „Regierung gibt Deutschen Klopapier-Garantie!“ Auch zahlreiche andere Medien hatten ähnliche Schlagzeilen. Was doch etwas merkwürdig ist. Denn eine anständige Regierung hat wirklich viele Themen, um die sie sich kümmern muss. Und sie sollte den Bürgern auch einiges garantieren. Aber Klopapier?

Und so fragte ich heute auf der Bundespressekonferenz die Sprecherin des Landwirtschaftsministeriums, dessen Ministerin den Meldungen zufolge für die Garantie verantwortlich ist, ob die Lage wirklich schon so dramatisch ist in der Bundesrepublik, dass sich die ganz oben über Dinge von ganz unten Gedanken machen müssen (siehe hier). Und sogar Garantien geben. Die Ministerin habe gesagt, es bestehe kein Anlass für Hamsterkäufe, und die Lieferketten seien stabil, sagte Sprecherin Friederike Lenz. Es sei Klöckner vor allem um Lebensmittel gegangen in ihrer Aussage. Auf die Nachfrage, ob die Überschriften, wonach die Regierung eine Klopapier-Garantie gegeben habe, folglich falsch sein, antwortete Lenz diplomatisch: „Sie hat sich auch nicht direkt aufs Klopapier bezogen, wichtig ist, und das hat sie betont, dass für Hamsterkäufe gerade kein Grund  besteht, dass Lieferketten sicher sind und die Versorgung mit Lebensmitteln sicher ist. Das hat am Ende auch mit Toilettenpapier zu tun.“ Auf nochmalige Nachfrage, ob es damit keine Garantie sei, sagte sie: „Sie hat gesagt, die Lieferketten sind gesichert, und die Versorgung mit Lebensmitteln ist gesichert“.

Gibt es also eine Garantie oder nicht? Im landläufigen Sinne, in dem Garantie als Gewährleistung verstanden wird, sicher nicht. Schließlich kann niemand bei der Landwirtschaftsministerin Klopapier einklagen. Nimmt man den Duden zur Hand, findet man dort neben der kaufmännischen auch die folgenden Definitionen für Garantie: „Einen bestimmten Sachverhalt betreffende verbindliche Zusage, [vertraglich festgelegte] Sicherheit“,  Das kommt zwar der Aussage der Ministerin etwas näher, trifft sie aber immer noch nicht. Denn was Klöckner sagte, ist weder verbindlich noch gibt es eine vertraglich festgelegte Sicherheit. Auch die Duden-Definitonen „Gewähr“, „Sicherheit“ und „Bürgschaft“ treffen nicht ins Schwarze.

Damit fällt die Aussage aus den Überschriften der Zeitungen beim Fake-Test durch. Was umso schwerwiegender ist, als eine große Zahl an Lesern ohnehin nur noch die Überschriften liest. Die betroffenen Medien können von Glück sprechen, dass all die selbsternannten und oft staatsnah finanzierten „Faktenchecker“ im Internet in der Regel nur das checken, was kritisch zum Kurs der Regierung ist.

Tatsächlich drängt sie die Frage auf, ob die Kollegen da nur schlampig gearbeitet haben. Oder ganz staatstragend das verkünden, was die Regierung verkündet haben will. Also die Menschen beruhigen. Das wäre dann aber kein Journalismus, sondern Regierungs-Sprechertum.

PS: In einer weiteren Frage auf der Bundespressekonferenz habe ich nochmal wegen des Verlusts der Kreditkarte von Heiko Maas nachgehakt, was ausgerechnet während seiner Corona-Quarantäne bekannt wurde (siehe hier). Ich wollte wissen, warum das Ministerium nicht das Datum bekannt gibt, von dem das Dankesschreiben aus dem Hause Maas an die Polizei für die Rückgabe der Kreditkarte stammt. Es ist im Internet nur mit geschwärztem Datum zu finden. Ministeriumssprecher Christofer Burger sagte, er habe die Einzelheiten zu dem Brief nicht parat und werde diese ggf. nachreichen.

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Bild: Maridav/Shutterstock
Text: br


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