Frankfurt: Die Mittäter sitzen in Politik und Medien

‪“Sorry, ich habe noch etwas Unglaubliches – gerade kam im Heute-Journal ein Bericht mit Erklärungsversuchen zu Frankfurt – ich fürchte, wenn Sie später diesen Beitrag in der Mediathek finden, versauen Sie sich den Tag und trainieren nur Ihre Nackenmuskulatur vom unaufhörlichen Kopfschütteln“ – das schrieb mir gestern Abend ein guter Bekannter im Staatsdienst per Whatsapp. Ich weiß nicht, ob eine unterschwellige Neigung zum Masochismus bei mir auftritt, oder journalistisches Pflichtgefühl. Auf jeden Fall sah ich mir den Beitrag in der wichtigsten Nachrichtensendung von einem der zwei größten deutschen Fernsehkanäle an, den wir alle mit unseren Gebühren üppig finanzieren müssen. Ich war eigentlich ganz zuversichtlich, dass mich als aufmerksamen Beobachter dessen, was früher einmal Journalismus war, nichts mehr von den Beinen hauen könnte. Doch es kam anders.

Wenn sich von Lügen die Balken biegen würden, wäre alles auf dem Bildschirm massiv verschoben gewesen. Es beginnt schon mit der Platzierung ziemlich am Ende der Sendung, und der Anmoderation (anzusehen hier ab Zeitmarke 19.00). Da heißt es, auf dem Opernplatz in Frankfurt würden sich eigentlich die Börsenmenschen zum „After Work Drink“ treffen. Zitat: „So war das jahrelang, dann kam Corona.“ Danach sei der Platz zum „Zentrum von Open Air Feiern bis tief in die Nacht geworden. Dann kam das vergangene Wochenende. Und eine Eruption von Gewalt.“

Nach übereinstimmenden Berichten von Frankfurter Bekannten ist das schlicht gelogen. Der Platz gilt seit längerem als Hotspot für gewaltaffine, vor allem migrantisch geprägte Jugend-Gruppen, ja auch Banden. Beim ZDF klingt es so: Die Gewalt sei ausgegangen „in der Mehrzahl von Menschen, die gar nicht in Frankfurt leben“. Als ob sie aus Offenburg oder Darmstadt eingewandert seien.

Sodann kommt eine Reportage. Zu deren Beginn ist die Rede von am Opernplatz „üblichen Freiluftparties“. Kein Wort von der Massenschlägerei, mit der alles begann. Und es sind Bilder zu sehen von einer fröhlichen, ausgelassenen und auffallend mitteleuropäisch wirkenden Menschenmenge, die eng umschlungen und friedlich feiert. Bilder von Szenen, wo man am liebsten mitfeiern möchte. Sie sehen völlig anders aus, insbesondere die Menschen darauf, als die Videomitschnitte, die von der Nacht im Internet kursieren (siehe etwa hier). Sie sehen auch ganz anders aus als das Milieu, das laut Schilderungen von Frankfurtern den Opernplatz in den Nächten am Wochenende in Beschlag nimmt. Und viel spricht dafür, dass sie voher aufgenommen wurden. Dann wäre das ein Verstoß gegen den Pressecodex, wonach Archivbilder als solche gekennzeichnet werden müssen. Eine entsprechende Anfrage habe ich an das ZDF gesendet.

Weiter heißt es dann in dem Beitrag: „Die Party war aus dem Ruder gelaufen“. Nun sind ganz andere Szenen zu sehen als zuvor. Fast alle Videobilder sind aber so ausgewählt, dass man kaum Gesichter erkennt. Was beim flüchtigen Zuschauer hängen bleibt: Das sind die gleichen Landsleute, die zuvor zu sehen waren und wie Jungs von nebenan aus den besseren Vororten wirken.

Sodann kommt korrekt der Polizeipräsident zu Wort, der sagt, dass die 39 Festgenommenen überwiegend Menschen mit Migrationshintergrund waren. Doch solche Worte, nachdem der Eindruck der Zuschauer schon ganz anders „geframed“ ist, wirken weniger stark als Bilder. Und sofort relativiert die Stimme des Sprechers: „Zwar scheint es auch ein Integrationsproblem in bestimmten Milieus zu geben, doch in Frankfurt leben über 50 Prozent Menschen mit Migrationshintergrund, und Corona bringt eine besondere Dynamik.“

Corona ist also schuld. Ein Politikwissenschaftler aus Bremen erklärt sodann, warum es an dem Virus liegt: Wegen der beengten Wohnverhältnisse von bestimmten Bevölkerungsgruppen: „Die sind davon besonders betroffen, die tun sich nochmal besonders schwer, sich an diese Vorgaben zu halten.“ Am Ende sind also die Wohnungsbaukonzerne und Vermieter schuld. Wie ein Politikwissenschaftler zu solchen Kompetenzen über Wohnverhältnissen kommt, und warum das ZDF ausgerechnet ihn befragte, ist rätselhaft.

Ein Sozialpsychologie erklärt sodann, durch die Ereignisse in den USA und die Debatte über rechte Netzwerke gebe es möglicherweise in Teilen der Bevölkerung einen Ansehensverlust der Polizei. Dass könne dazu führen, dass sich Menschen dazu befugt fühlen, auf die Polizisten loszugehen. Völlig richtig. Aber Nachfragen, welche Rolle dabei Medien und Politik spielen – Fehlanzeige.

„Verbote allein werden nicht helfen“, mahnt sodann der Sprecher im Duktus eines Sozialarbeiters, und wieder sind Bilder von friedlichen Feiernden zu sehen. Ein Satz, der einfach nur dumm ist. Niemand käme auf die Idee, dass Verbote allein helfen würden. Die Frage ist eher: Geht es auch ohne weit reichende Verbote? Ohne Durchgreifen? Ohne dass der Rechtsstaat Stärke zeigt? Das wären die entscheidenden Fragen. Aber sie wären politisch nicht korrekt. Darum werden sie nicht gestellt. Obwohl sie sich geradezu aufzwängen. Sodann heißt es, es brauche Konzepte, wie Feiern auch in der Pandemie möglich sei. Ein FDP-Politiker darf den Vorschlag machen, „diese wilden Parties wieder zusammen mit den Club-Besitzern in den Griff zu bekommen“. Wilde Partys? Club-Besitzer? Man fühlt sich als Zuschauer wie im falschen Film. „Die Club-Besitzer könnten ihr Geschäft nicht betreiben, vielleicht ist da einer der Gründe, warum sich das jetzt in diesen wilden Partys widerspiegelt“, sagte der Liberale – sprachlich genauso falsch wie gedanklich.

„Die Generation Corona braucht eine Perspektive“, lautet der Schlusssatz des Sprechers: „Ein nächtliches Betretungsverbot allein wird wohl nicht ausreichen“.

Man muss sich das noch einmal vergegenwärtigen: Ein gewaltbereiter Mob geht nach einer Massenschlägerei gemeinsam auf die Polizei los, feiert bei jedem Treffer von Flaschenwürfen auf einen Beamten lautstark, der Polizeichef sagt – was in der Sendung nicht zu hören ist – er habe so etwas noch nie erlebt, und im ZDF heißt es, Corona und die Wohnverhältnisse seien schuld, man solle die Clubs wieder öffnen und Perspektiven bieten.

Dabei geht nicht nur das ZDF in diese Richtung. Fast identisch der Tenor in einem Beitrag der Frankfurter Allgemeinen Zeitung. Unter dem Titel „Die Party wird zum Problem“ zieht eine Kollegin des einst konservativen Blattes das Fazit, mit Freiluft-Gastronomie ließe sich die „Partyszene“ einhegen: „Dem Drang hinaus, so viel scheint jetzt sicher zu sein, sollte mit Angeboten begegnet werden, die professionelle Gastgeber unter freiem Himmel gestalten. Dass die Nächte friedlich bleiben, können sie zwar nicht garantieren. Sie könnten es aber wahrscheinlich machen.“ War die Kollegin jemals vor Ort? Weiß sie überhaupt, von welchem Milieu sie da schreibt?

Die ganze Welt hat Migrationshintergrund – nach diesem Motto versucht ein anderer Autor ebenfalls in der FAZ, nachdem das Offensichtliche nicht mehr zu leugnen ist, die Partyszene politisch korrekt und zeitgeistkonform einzuordnen: Es geht „nicht um das Thema Migrationshintergrund. Die Polizisten haben Migrationshintergrund, die Menschen, die am nächsten Morgen die Scherben zusammenkehren, haben Migrationshintergrund.“ Das ist so entwaffnend naiv, ja infantil, dass es zum Lachen wäre, wenn die Folgen dieses Wegsehens nicht so schlimm wären. ‬

Auch in der ARD wird munter geframt (anzusehen hier ab Zeitmarke 10:00). In der Tagesschau ist erst gegen Ende Frankfurt Thema. Die Tatverdächtigen werden „junge Randalierer“ genannt, es wird von „Partys“ gesprochen. Zitat: „Wiederholt kam es in den vergangenen Wochen zu Feierexzessen“. Es gelte jetzt, einer „Eskalation von Partynächten“ vorzubeugen. Das hat Orwellsche Qualitäten. Zu sehen sind dann Videos mit blonden jungen Frauen:

Erst ganz am Schluss wird wieder kurz der Polizeipräsident zitiert mit dem Migrationshintergrund. Und er sagt, die Festgenommenen seien überwiegend polizeibekannt, wegen Körperverletzung.

Es waren also Wiederholungstäter. Und das erfährt man im Heute-Journal gar nicht, in der Tagesschau erst ganz am Schluss, in einem Nebensatz. Dafür gefühlt unzählige Male das Wort „Party“ und „Feiern“. Ein Sozialpsychologe erklärt sodann alles mit „Feiern, Alkohol, Drogen“, und es komme auch noch „Selbstdarstellung“ dazu.

Wer so das völlig auf der Hand liegende Problem, das nur ein Blinder nicht sehen kann – die Zunahme von Gewalt und den Gewaltimport gerade aus Krisengebieten und Gebieten ohne Gewalttabu – verharmlost, ja geradezu verschleiert, macht sich mitschuldig an den Auswüchsen, die wir erleben. Gerade im Umgang mit Zuwanderern aus Kulturen, in denen vor allem Stärke geachtet und Schwäche verachtet wird, ist das permanente, geradezu demonstrative Zeigen von Schwäche etwa in Form von extrem milden Strafen ein fatales Signal. Ebenso Erklärungen, es liege an mangelndem Wohnraum oder Corona, wenn Menschen Polizisten angreifen und Verwüstung anrichten. So ein Umgang mit Gewalt ist geradezu die Anstiftung zu weiteren Ausschreitungen. Es ist fahrlässige geistige Brandstiftung durch gezieltes Unterlassen bzw. Wegsehen. Und damit Mittäterschaft. Es ist auch unterlassene Hilfeleistung gegenüber der eigenen Polizei und anderen Opfern.

Menschen aus anderen Ländern können es kaum glauben, wenn man ihnen erzählt, wie Medien und Politik in Deutschland auf massive Gewalt im Herzen von Städten reagieren – mit der Forderung nach besseren Partyangeboten. Ganz offen gestanden gilt mein Ärger inzwischen mehr den Vertuschern und Schönrednern als den Tätern, von denen ein großer Teil sicher einfach so weit geht, wie man ihn gehen lässt. Würde das Problem nicht ständig weggeredet, würde es klar benannt und mit deutlichen Signalen bekämpft werden – viele von den Tätern würden sich vielleicht nicht ganz so dreist benehmen und ihre Aggression nicht derart ungeniert ausleben.

Das Fazit: Mindestens genauso gefährlich wie die zunehmende Aggression und der Gewaltimport ist das Versagen der linksgrünen Eliten, die in Medien und Politik den Ton angeben, im Umgang mit diesen Problemen. Es muss klar benannt werden: Sie sind Mittäter.


PS: Wie man journalistisch hätte berichten können, zeigt der Beitrag im österreichischen „Servus-TV“ (siehe hier).


PS: Der Journalist Klaus Kelle schreibt über einen Kommentar der „Bild“ zu dem Thema auf Facebook: „Kollegenschelte ist nicht so meins, aber dieser Kommentar hat genau das richtige Thema und belegt gleichzeitig, was unser Problem ist. Wie bei den verantwortlichen Politikern wird um das Thema herumgeschwurbelt, bloß nichts Falsches sagen. Er schreibt: „Wer sich in den letzten Jahren in Innenstädten, auf Einkaufsstraßen unserer Großstädte bewegt hat, der hat die aggressive Stimmung wahrgenommen, die von diesen jungen Männern ausging. Jetzt explodiert, was sich über Jahre hinweg aufgestaut hat.“ Von diesen jungen Männern? Von Migranten, Flüchtlingen, Asylbewerbern! Und warum sind Sie in diesem Land? Wer hat 2015/2016 monatelang die Grenzen geöffnet für eine katastrophale Massenmigration in dieses Land? Ohne Kontrollen? Wer hat möglich gemacht, dass Terroristen wie Anis Amri hier mit 16 (!) Identitäten auf unsere Kosten leben konnte und dann einen verheerenden Anschlag mit Toten und Schwerverletzten beging? Der Autor schreibt: „Wer einen Stein auf einen Polizisten wirft, wer ein Geschäft verwüstet, der muss Arrest fürchten.“ – Arrest fürchten? Nein, wer Steine auf Polizisten wirft und Geschäfte verwüstet, der gehört in eine Zelle eingesperrt. Der Autor schreibt: „Nicht nur, dass es passiert ist, sondern auch, wer mehrheitlich die Täter sind. Auch wenn es politisch unerwünscht ist, es auszusprechen“ – ja, auch bei BILD offenbar, denn erst am Ende des Textes wird einmal das Wort „Migrationshintergrund“ ausgesprochen. Im Grunde zeigt dieser Kommentar, dass neben den Politikern auch die Medien ängstlich wie das Kaninchen auf die Schlange schauen und notwendige Feststellungen vermeiden….


Bilder: ZDF/ARD/Screenshots/Reitschuster

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