Gab es schon 2017 Covid-19-Testgeräte? Import-Statistik der Weltbank sorgt für Spekulationen

Die Nachricht elektrisierte viele Menschen. Und in den großen Medien war kein Wort darüber zu finden. Tatsächlich verschlug es einem den Atem, beim Anblick dessen, was da auf der offiziellen Internet-Seite der Weltbank zu lesen war. Genauer gesagt auf einer Unterseite mit dem Titel „Worlds Integrated Trade Solution“: „Covid-19 Test Kits (382200) Imports by Country 2017“ stand da. Und darunter die Aufschlüsselung, welche Länder 2017 wie viele solcher Testgeräte bezogen haben. Beziehungsweise in welchem Wert und welchem Gewicht. Allein nach Deutschland gingen demnach 2017 mehr als 31.045 Tonnen solcher Testgeräte. Das Dumme daran: Covid-19 hat die Zahl „19“ im Namen nach dem Entstehungsjahr der Krankheit – 2019. Wie also konnten 2017 bereits Covid-19-Tests in riesigem Umfang weltweit importiert werden? Sofort wurden Spekulationen laut. Und das ist mehr als verständlich. Wer bitte würde sich nicht wundern bei so etwas?

Auch, dass die Angaben auf der Seite nach dem Wirbel im Netz plötzlich verschwanden und statt „Covid-19 Test Kits“ nun von „Medical Test kits“ auf den betreffenden Seiten der Weltbank die Rede war, machte viele noch misstrauischer. Auch das ist gut nachvollziehbar. Zumal auch verlinkte Seiten etwa bei der World Customs Organization (WCO) und der World Health Organization (WHO) zumindest teilweise nicht mehr zu öffnen sind oder nicht ans richtige Ziel führen 

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Doch bei aller Skepsis gegenüber der staatlichen Corona-Politik: In diesem Fall spricht alles dafür, dass es sich um einen Fehlalarm handelt. Dass dieser solche Wellen schlägt, zeigt aber auch, wie stark das Grundvertrauen vieler Menschen in Politik und Institutionen erschüttert ist. Und zwar durchaus zu Recht.

Auf der Weltbank-Seite wurden von der WITS Codes, die seit Langem für medizinische Testgeräte verwendet werden, einfach umbenannt, und mit einem neuen Namen versehen: als „Covid-19 Testgeräte“.

Sucht man etwa im Internet nach dem hier als „Covid-19-Testgerät“ angegebenem Code 382200, so findet man ihn auf der Seite „Zolltarifnummern“ mit folgender Beschreibung – sicherheitshalber aus dem Jahr 2018, um zu prüfen, ob nichts nachträglich geändert wurde:

Mit nicht allzu viel Aufwand findet man eine Meldung der Welt-Zoll-Organisation WCO, auf der steht, dass im März bzw. April  Klassifizierungen geändert wurden für “COVID-19 Medical Supplies”, also medizinisches Material, das im Zusammenhang mit dem neuen Virus steht. Der Code 382200 steht in der Liste aufgeführt, die dort verlinkt ist.

Auf gut Deutsch: Man hat einfach nachträglich die Bezeichnung der Warengruppe in der Datenbank geändert – so wie wenn man aus „Limonade“ nachträglich „Afri–Cola“ gemacht hätte. Womit die zuvor gelieferte Limonade immer noch Limonade bleiben würde.

Die  Beamten sind also allem Anschein nach einfach sehr ungeschickt vorgegangen. Sie haben den Code 382200 und diverse andere neu definiert, ohne zu beachten, dass bisher vorhandene Daten dadurch nachträglich falsch klassifiziert werden. Da der Code sich vorher auf alle “Medical Diagnostic Test instruments and apparatus” bezogen hat, seit März/April aber nur noch auf „COVID-19 instruments”, sind die Daten in der Zeitreihe nicht mehr vergleichbar, quasi verunreinigt.

„Bei der gigantischen Menge an Daten, die in so einem Data Warehouse liegen, ist es allerdings auch nicht ungewöhnlich, dass solche Fehler passieren“, schrieb mir ein Leser mit entsprechender Expertise: „Es ist für die Verantwortlichen schwer bis fast unmöglich, hier den Durchblick zu behalten. Ich habe vor längerer Zeit einige Data Warehouse Projekte geleitet, daher sind mir solche Fehlerbilder durchaus vertraut.“

Das Beispiel zeigt, wie man bei aller gesunden Skepsis gegenüber der Informationspolitik ständig auf der Hut sein muss, um nicht auf falsche Fährten zu gelangen. Die grundsätzliche Skepsis und das Hinterfragen sollte man sich deshalb aber keinesfalls abgewöhnen.


Bild: Unsplash
Text: red

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