„Ich möchte eine kambodschanische Polizistin sein“ "Transphob" oder nur uninteressiert?

Je schlimmer die Zeiten, umso kostbarer ist Humor. Er ist Notwehr gegen die Realität. Und umso tröstlicher, dass einem in diesen nicht gerade rosigen Momenten ein Altmeister des Humors ein doppeltes Lachen ins Gesicht zaubert: kein Geringerer als John Cleese von der legendären britischen Komiker-Truppe „Monty-Python“ („Das Leben des Brian“, „Ein Fisch namens Wanda“) und mittlerweile 81 Jahre alt. Doppelt ist das Lächeln, weil Cleese nicht nur Ironie vom Feinsten liefert, sondern weil er damit auf wunderbare Art und Weise den Irrsinn der „politischen Korrektheit“ und der neumodernen „Hobby-Hexenjagd“ aufs Korn nimmt, und dabei noch zeigt, wie massiv unsere deutsche Kabarett-Szene versagt – mit Ausnahme von einigen wenigen wie Dieter Nuhr.

Genießen Sie den britischen Humor mit mir: Hintergrund für Cleeses Verteidigung gegen Transphobie-Vorwürfe ist, dass er einen offenen Brief gegen Hasskampagnen im Internet unterschrieben hat. Gemeinsam mit „Harry Potter“-Autorin J. K. Rowling wurde dabei das aktuelle Debattenklima moniert. Was prompt zum Online-Pranger führte: Auf Twitter wurde Cleese aufgefordert, sich zu rechtfertigen. Besondere Wut hatte er auf sich gezogen, als er am Beispiel des Hitler-Attentäters Claus Schenk Graf von Stauffenberg darlegte, wie ungern Menschen Fehler eingestehen. In diesem Zusammenhang wurde auch die Solidarität von Cleese mit Rowling lobend erwähnt. Das brachte andere auf den Plan, welche in dem sozialen Netzwerk den Star-Komiker aufforderten, „es“ endlich zuzugeben.

Empfindliche und Hochsensible

Als Cleese insistierte, was mit dem „es“ denn eigentlich gemeint sei, kam eine Nutzerin mit dem Holzhammer: „Dass Sie sich solidarisch hinter Transphobie und Diskriminierung stellen!“ Cleese antwortete in der ihm eigenen Ironie, er würde ebenso kleine Tiere quälen und Babys anzünden. Weiter schrieb er: „Wenn du deine Emotionen nicht kontrollieren kannst, bist du genötigt, das Verhalten anderer zu kontrollieren. Aus diesem Grund dürfen die Empfindlichsten, Hochsensiblen und leicht zu Erschütternden nicht die Standards für uns andere definieren.“

Viele Nutzer drängten Cleese daraufhin, seine Position zu Transgender-Personen darzulegen. Der Komiker entgegnete, er habe kein Interesse an diesen Menschen. Er habe lediglich die Hoffnung, dass diese gut behandelt würden und glücklich seien. Wichtiger für ihn seien aktuell die Bedrohungen der amerikanischen Demokratie, die um sich greifende Korruption in Großbritannien und die „entsetzliche“ Presse dort. An den Diskursen um die LGBTQ-Gemeinschaft stoße ihm ein „kompletter Mangel an Humor“ auf.

Auf die Frage, warum er „verdammt noch mal Menschen nicht sein ließe, wer sie sein wollen“, antwortete der Komiker in der für ihn typischen Manier: „Tief in mir drin möchte ich eine kambodschanische Polizistin sein. Ist das erlaubt oder bin ich unrealistisch?“ Das erinnert an eine Szene aus dem Film „Das Leben des Brian“, in welchem ein weinerlicher Widerstandskämpfer der „Judäischen Volksfront“ geltend macht, er habe ein Recht, eine Frau zu sein, und darauf besteht, dass ihn seine Mitstreiter im Untergrund  „Loretta“ nennen (anzusehen hier). Auch in dem Lied „Der Holzfäller“ nahmen die Monty Pythons das Thema auf die Schippe (siehe hier).

Wo beginnt Transphobie?

Außerdem, so Cleese, stelle er sich die Frage, was man tun müsse, um als „transphob“ bezeichnet zu werden: „Wenn eine Frau, die vorher ein Mann war, gegen eine Frau, die als solche auf die Welt kam, antritt, hat erstere einen Vorteil.“ Eine Transgender-Frau verfüge über einen männlichen Körper, der für gewöhnlich größer und stärker sei als der Körper einer biologischen Frau, so Cleese. Er fragte, ob er mit diesem Standpunkt bereits der Transphobie überführt sei. Manche der Kritiker bejahten dies.

Cleese wurde auch aufgefordert, er solle sich wenigstens von Rowling distanzieren, die dem Vorwurf der „Transphobie“ ausgesetzt war, weil sie sich auf Twitter mit einer Frau solidarisiert hatte, deren Arbeitsvertrag wegen transphober Äußerungen nicht verlängert worden war. Jemand fragte Cleese auf Twitter, ob er nicht wenigstens zugeben könne, dass der Tweet der „Harry Potter“-Autorin taktlos gewesen sei. „Das hängt davon ab, als was ich mich heute identifiziere“, antwortete Cleese ironisch.

Fast so zum Lachen wie die Aussagen des Komikers sind die Reaktionen vieler deutscher Medien auf dieselben. Hier ein paar Beispiele:

 

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Bild: Damir Hajdarbasic/Shutterstock
Text: br
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