Klimaschere im Kopf Ideologie statt Journalismus – jetzt auch mit Ansage

Gastbeitrag von Alexander Fritsch

„Begreifst du denn nicht, dass Neusprech nur ein Ziel hat: nämlich den Gedankenspielraum einzuengen? (…) Mit jedem Jahr werden die Wörter immer weniger, und der Bewusstseinsspielraum wird immer kleiner werden.“

(Aus dem Roman „1984“ von George Orwell)

Eines kann man der „Tageszeitung“ sicher nicht vorwerfen: mangelnde Deutlichkeit.

Das chronisch klamme Printprodukt aus dem natürlich nur rein zufällig ebenfalls chronisch klammen Berlin bekennt sich ausdrücklich und offensiv dazu, links zu sein. Die klare politische Verortung findet ihre Entsprechung in einer nicht weniger klaren Sprache. Ex-„Bild“-Chef Kai Diekmann nannte die taz einst „Deutschlands kleinste Boulevardzeitung“, er meinte das als Lob.

Um große Worte ist man bei der kleinen Zeitung nicht verlegen. „Das Sein bestimmt das Klimabewusstsein“: So beginnt eine Pressemitteilung, mit der die taz verkündet, „als erstes Medienhaus in Deutschland“ eine „klimagerechte Sprache“ einzuführen.

Die sogenannte „geschlechtergerechte Sprache“ kennt man ja schon länger: Da wird der Lesefluss mit einem Gender-Sternchen oder einem Binnen-I ruiniert. Beides hat die taz, feministisch korrekt, längst im Repertoire – zwangsweise, nicht-gegenderte Texte werden nicht mehr veröffentlicht.

Die „klimagerechte Sprache“ entsteht nach taz-Angaben nun dadurch, dass der Redaktion Empfehlungen an die Hand gegeben werden, welche Begriffe bei der Klimaberichterstattung zu bevorzugen sind: Erderwärmung oder Erderhitzung? Klimaskeptiker oder Klimaleugner? Klimawandel oder Klimakrise – oder nicht doch gleich Klimanotstand?

Oder noch besser: Klimakatstrophe?

Erfunden hat dieses Konzept von Klima-Neusprech ein Mann namens Torsten Schäfer. Im Hauptberuf ist er Professor für Journalismus an der Universität Darmstadt – man tut ihm aber wohl kein großes Unrecht, wenn man sagt, dass er seine persönliche Berufung als Klima-Aktivist gefunden hat.

Genau genommen, hat er die möglichst wirksame sprachliche Unterstützung des Klima-Aktivismus zu seinem Geschäftsmodell gemacht. Es läuft ganz gut, die üblichen Verdächtigen des grüngewirkten Mainstreams haben aus den von ihnen verwalteten Steuergeldern Preise und Stipendien spendiert. Fürs Klima kämpfen lohnt sich dieser Tage.

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Jetzt also auch bei der taz. Da soll Schäfer der Redaktion „dabei helfen“, auf die Nutzung der „richtigen Begriffe“ zu achten.

Das klingt noch recht harmlos, immerhin gibt es ja immer noch mehrere Begriffe zur Auswahl. Wie die theoretische Vielfalt dann aber praktisch aussieht, hat der britische „Guardian“ vorgeführt. Das Ergebnis war zwar absehbar, ist aber dennoch ernüchternd.

Die traditionsreiche und einstmals zurecht als unabhängig, seriös und undogmatisch angesehene Zeitung ist in den vergangenen Jahren zu einer Art taz mutiert, nur erfolgreicher. 2019 gab die Redaktionsleitung den Journalisten neue Sprach-Richtlinien für die Berichterstattung über Klimathemen vor.

„Wir wollen sicherstellen, dass wir wissenschaftlich präzise arbeiten und mit unseren Lesern klar über dieses wichtige Thema kommunizieren“, sagte Chefredakteurin Katharine Viner damals. „Die Bezeichnung ‚Klimawandel‘, zum Beispiel, klingt eher passiv und sanft, während Wissenschaftler doch über eine Katastrophe für die Menschheit sprechen.“ Seitdem kommt der Klimawandel im „Guardian“ praktisch nicht mehr vor, stattdessen ist dort jetzt die Klimakatastrophe Standard.

Glaubt irgendjemand ernsthaft, bei der taz wird es anders – nämlich sprachlich vielfältiger – kommen?

Die Einführung der „klimagerechten Sprache“ ist nach Angaben der „Tageszeitung“ „eine weitere Aktion im Rahmen der Klimaoffensive der taz, die das gesamte Handeln des Medienhauses dem Erhalt der Lebensgrundlagen unterordnen soll.“

Uff. Das gesamte Handeln der Zeitung wird also offiziell einem Ziel untergeordnet – und es ist kein journalistisches, sondern ein politisches. Das, mit Verlaub und bei allem Respekt vor dem taz-Kollektiv, ist kein Journalismus. Das ist wahlweise Aktivismus oder Propaganda. Sehr wahrscheinlich ist es beides.

„Die Zeitung ist der wahrheitsgetreuen Berichterstattung verpflichtet; sie bekennt sich zur Tradition ihrer publizistischen Sprache, sie widersteht dem Druck der Stereotype und des sprachlichen und thematischen Konformismus,“

(Redaktionsstatut der taz, § 3, Abs. 6)

Das, liebe Kolleginnen und Kollegen in Berlin, solltet Ihr jetzt ehrlicherweise streichen.

„Die Mehrheit umringt die Meinungsfreiheit mit einer hochragenden Mauer,“ schrieb Alexis de Tocqueville im Jahr 1830. Drinnen kann man alles sagen – aber wehe, jemand überwindet diesen Kerker des korrekten Diskurses: „Ihm droht zwar nicht der Scheiterhaufen, aber doch die Verachtung.“

„Wir freuen uns über Berichterstattung“, schreibt die taz in ihrer Pressemitteilung, in der sie das neue ideologische Sprachgefängnis für ihre Mitarbeiter anpreist. Nun denn: Berichterstattung ist hiermit erfolgt.

Gern geschehen.

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Bild: Black Salmon/Shutterstock
Text: Gast
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