Öffentlich-rechtlicher Antisemitismus Die gemütliche Variante fürs Wohnzimmer 

Ein Gastbeitrag von Josef Hueber

„Rundschau“ nennt sich ein populäres TV-Nachrichtenprogramm des Bayerischen Rundfunks (BR), ausgestrahlt allabendlich. Von „Rundschau“ im Sinne von alle-Perspektiven-rundherum-berücksichtigen konnte im Beitrag zu dem Attentat auf den iranischen Atomwissenschaftler vom Vortag nicht die Rede sein. Stattdessen wurde eine Einseitigkeit in der Berichterstattung deutlich, die das Gerede von Demokratie-Sicherung der öffentlich-rechtlichen Medien als pure Heuchelei entlarvte.  

Seriosität als Schein 

Die GEZ-Zwangskonsumenten sind es gewohnt: Bildqualität, Kameraführung, Szenenschnitt, Kleidung und Aussprache der Moderatoren – alles ist perfekt, wenn wir die öffentlich-rechtlichen Fernsehsender auswählen. Bei einem ARD/ZDF/Deutschlandradio-Etat von jährlich 8 Milliarden Euro lässt sich das machen, wenn auch vorgeblich nur knapp ausreichend für die notwendige  Demokratiesicherungsarbeit. Knapp deswegen, weil man sonst wohl kaum einen Dringlichkeitsappell zur Erhöhung der Gebühren um drei Milliarden an die Länder richten würde.

Bei den Zuschauern geht damit einher, geblendet durch besagte Professionalität, ein unterschwelliger Vertrauensvorschuss in das Wahrheitsbemühen der nahezu immer gleichen Sprecherpuppen vor den Kameras. Vertrautheit der Gesichter und optische Makellosigkeit schaffen Glaubwürdigkeit. In Summe ist es so ein Leichtes, Bilder und Texte als ausgewogen zu verkaufen, ohne dass der Zuschauer merkt, welches Manipulationskonzept hinter der Fassade des Seriösen steckt. 

Das Gesicht des gemütlichen Antisemitismus

Anlass für diese Beobachtung ist die Sendung Rundschau des (BR) um 21:45, Min. 6:50 – 9:00 vom 28. November. Die interessante „Nachricht“ thematisierte das Attentat auf die „Schlüsselfigur“ des iranischen Atomprogramms, den Kernphysiker Mohsen Fachrisadeh.  

Buch des Autors

Zu erwarten war, was dann auch eintrat: Die damit verbundenen, vermuteten Assoziationen (Faktenbeweise fehlen) lösten eine Kettenreaktion nach dem Muster umfallender Dominosteine aus. 

Das geht so: USA-Trump und Israel-Netanyahu als Verantwortliche – Anklage und öffentlicher Aufschrei aus Iran –  Gefährdung des Friedens.

Es zeigte sich, dass der BR im Grunde die Version der iranischen Interpretation zwar nicht verbal übernimmt, aber deren Stimmungsergebnis. Eine Stellungnahme der USA sowie Israels durch beliebige Vertreter findet nicht statt. Die Erklärung des iranischen Präsidenten Rohani bildet stattdessen den Schlusspunkt der Berichterstattung. 

Sehen wir auf das Transkript und die optische Aufbereitung.  

Moderatorin: 

Der Mord an einer Schlüsselfigur für das iranische Atomprogramm könnte für eine gefährliche Eskalation sorgen. 

Nach dem Sieg des künftigen US-Präsidenten Biden gab es im Iran Hoffnungen auf eine Annäherung an den Erzfeind USA. Der Anschlag auf den Physiker könnte aber die Aussicht auf ruhigere Zeiten zunichte machen. Macht doch die Führung in Teheran die USA und Israel für die Tat verantwortlich. 

(Video-Clip von aufgebrachter Menge mit Sprecher-Kommentar): 

Nieder mit Israel steht auf diesem Plakat. Hunderte aufgebrachte Iraner protestieren am Nachmittag vor dem Außenministerium in Teheran. Flaggen der USA und Israels gehen in Flammen auf. 

(Großaufnahme einer verhüllten, drohend gestikulierenden Frau ) 

Für sie hier ist klar: Diese zwei Staaten stecken hinter der Ermordung von M.F. , einem prominenten Atomwissenschaftler. 

(Video-Clip: Iraner mit Corona-Maske im Interview):

Trump versucht wohl, nach der verlorenen Präsidentenwahl in seinen zwei letzten Amtsmonaten noch einen Krieg anzuzetteln, um unser Land ins Chaos zu stürzen. 

(Video–Clip mit Rohani neben iranischer Flagge): 

Präsident Rohani erklärte, sein Land werde zu gegebener Zeit auf das tödliche Attentat reagieren. An der zivilen Nutzung der Kernenergie halte man weiter fest.

Kommentar des Sprechers: 

Doch Rohani steckt in der Zwickmühle. Die Hardliner im Land rufen jetzt nach Rache. Er selbst hatte wohl bislang auf Tauwetter gehofft, wenn Joe Biden erst einmal US-Präsident ist. Der Anschlag auf Fachrisadeh jedoch könnte die Aussichten auf ruhigere Zeiten zunichte machen.  

Stellungnahme aus USA oder Israel? Fehlanzeige. 

Der Zuschauer kommt jetzt nicht umhin, im Glauben an den Bericht, zu wissen, nachdem er die Aussagen von Demonstranten, die Zwischentexte der Moderatorin und des Kommentators, sowie den iranischen Präsidenten Rohani gehört hat, dass das Attentat allerhöchster Wahrscheinlichkeit nach ein Komplott der USA und Israels war. (Ob überhaupt Zweifel vorhanden sind?)

mvg

So etwa dürfte sein Bewusstseinsstrom aussehen: Trump wollte, das leuchtet doch ein, die letzten Tage seiner Amtszeit nutzen, um, unberechenbar wie er ist, vielleicht doch noch einen Krieg zu beginnen. Die gemäßigten (!) Politiker im Iran sind jetzt chancenlos. Der große Satan (USA) und der kleine (Israel) haben damit den Weltfrieden aufs Spiel gesetzt, indem sie gemäßigten Kräften einen Stoß versetzten. Irans gemäßigte Politiker hatten vergeblich  „Aussichten auf ruhigere Zeiten.“ Und das, obwohl man im Iran doch nur die „friedliche“ Nutzung der Atomkraft weiterentwickeln wollte.

Das verlogene Verschweigen

Der Beitrag verliert kein Wort über die Bedrohung Israels durch den unter Obama abgeschlossenen Atomvertrag mit Iran. (Nimmt’s wunder? Deutschland hat diesen Vertrag stets befürwortet.) Kein Wort im Beitrag des BR über die Gefahr, die von einem wieder aufgenommenen Vertrag unter Biden ausgehen würde.

Die Wirklichkeit liest sich so: „Der Führer des Iran, Ajatollah Chamenei, spricht zum wiederholten Mal ganz offen von der Vernichtung Israels.“

Resümee: Mit Journalismus, wie ihn der BR in seinem Beitrag vorgeführt hat, gibt man vor, die Demokratie zu sichern, bei gleichzeitigem, wenngleich versteckten, Antisemitismus. Das nennt man Heuchelei.

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Josef Hueber, geboren in Nürnberg, studierte in München und Exeter (England) Germanistik und Anglistik für das Lehramt an Gymnasien. Die an der Schule verbreiteten Lehrbücher in den weltanschaulich stark bestimmten Fächern durchschaute er lange nicht als das, was sie waren: Transportmittel für linke und grüne Ideologien. Seine Erkenntnis: Better late than never! Das öffentliche Bewusstsein sieht er heute geprägt von Anti-Amerikanismus, Israel-Bashing, Antisemitismus, Umweltalarmismus, Wissenschaftsfeindlichkeit und Selbstverleugnung in Fragen der kulturellen Identität sowie von zunehmenden Angriffen auf die persönliche Freiheit durch den Nannystaat. In zunehmendem Maße pulverisiert man, was als Errungenschaft der Aufklärung gelten darf und deswegen den Alleinanspruch auf Modernität erheben kann.

Seine Begegnung mit Blogs, für die er auch Übersetzungen aus dem Englischen lieferte, stellte den Beginn seiner Tätigkeit als freier Autor dar. Blogs sind für ihn unverzichtbare Augenöffner in nahezu allen aktuellen gesellschaftlichen und politischen Fragen. Er sieht sie als verlässliche Garanten für einen kontroversen Wettbewerb der Meinungen in einer von den Mainstream-Medien beherrschten Diskurshoheit. Im April 2020 erschien sein Buch “Stromaufwärts denken”.

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Bild: nitpicker/Shutterstock
Text: gast

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