Statt Schnelltests wird das große Impfen vorbereitet Medizinische Merkwürdigkeiten im Umgang mit Corona

Ein Gastbeitrag von Dr. Andreas Bergemann*,

In den Vereinigten Staaten wurde dem Arzneistoff “Remdesevir” pünktlich vor den den Präsidentschaftswahlen die volle Zulassung bei Covid-19 erteilt. Die Aktionäre von Gilead wird es freuen, die Lebern und Nieren** der Patienten vermutlich weniger und dies, obwohl noch nicht einmal abschließend geklärt ist, ob das Mittel überhaupt die Überlebens-Chancen bei schwer Erkrankten verbessert.***

Aber Schwamm drüber, schließlich ist Wahlkampf, Präsident Trump hat das Zeug immerhin in die Venen geschossen bekommen und seine Auferstehung gefeiert. Da käme es reichlich schlecht an, dieses vermeintliche “Wundermittel” dem Wahlvolk vorzuenthalten.

Eine erstaunliche Karriere für einen Chemie-Zombie, der seit ca. 2014 anwendungslos herumgeisterte und eigentlich irgendwann einmal Ebola heilen sollte. Aber so recht hat das scheinbar nicht geklappt und die ganze Sache erinnert einen dann doch irgendwie an den Hype um Tamiflu, das angeblich die Influenza besiegen sollte und zu einem Finanzdesaster wurde, weil viele Staaten wie im Wahn dieses umstrittene Mittel einfach mal auf Verdacht bevorrateten.

Diese ganze Sache wäre als “so läuft es eben in der Politik” abzubuchen, wären da nicht zwei zeitgleiche Entscheidungen, die der Volksgesundheit massiv schaden: In den Staaten wird, wie in kaum einem anderen Land, quasi jeder Arzt zum Quacksalber degradiert, der auf seine Therapiefreiheit pocht und mit Hydroxychloroquin/Zink/Azithromycin oder anderen patentfreien Wirkstoffen behandelt. Eine solche Hexenjagd auf renommierte Mediziner habe ich zumindest bisher noch nie erlebt. Hinter vorgehaltener Hand wird natürlich auch anders therapiert und das meiner Erfahrung nach nicht unbedingt schlechter.

Der zweite Skandal ist, dass inzwischen echte und zuverlässige Schnelltests in rauen Mengen zur Verfügung stehen. Antigentests, komplett idiotensicher, aber nur für den Gebrauch durch medizinisches Personal zugelassen, das allerdings bei Bestellung auch einige Wochen warten darf.

Dabei könnte diese ganze irre Pandemie (ja, es gibt sie in einem gewissen Maße tatsächlich) ein sehr rasches Ende finden, wenn jeder sich mal eben schnell selbst testen könnte. Bei HIV klappt dies inzwischen (nach anfänglichem Ausbremsen durch Lobbyisten) ganz prima mit den Schnelltests. Um diese stillen Lebensretter hätte man sich von 1982 bis zum Aufkommen der Kombi-Therapien Ende der 1990er geprügelt. Doch keiner legte darauf seine Priorität. Völlig unverständlich? Ebenso wie der Fakt, dass es bis heute keine HIV-Antigen-Schnelltests gibt.

Und das obwohl es inzwischen eigentlich möglich wäre, das für das HI-Virus typische “diagnostische Fenster” (die Zeit, bis sich Antikörper bilden) von 12-16 Wochen zu schließen und die Krankheit damit auszurotten. Könnte es daran liegen, dass HIV-Patienten lebenslang gebundene Kunden für sündhaft teure Medikamente sind? Nur mal so als Frage…?

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Bei den neuen Sars-CoV-2 Schnelltests ist die Sache sogar viel einfacher. Dort werden tatsächlich die Antigene detektiert und damit fällt das “diagnostische Fenster” weg. Und selbst wenn ein Laie den Abstrich ein wenig falsch vornähme – das Ergebnis würde immer noch genügen, um eine ziemlich belastbare Aussage darüber zu erhalten, ob jemand ansteckend ist. Denn eine Infektion geschieht über Speichel und Sputum, als Tröpfchen sowie Aerosole, und nicht, weil man seinem Nachbarn den Rachen ableckt.

So bleibt man doch ratlos zurück, welches Schauspiel einem hier geboten wird. Anders als andere weiß ich aus nächster Nähe, dass mit Sars-CoV-2 nicht zu spaßen ist. Mit den endemischen Coronaviren allerdings auch nicht. Die kleinen Biester können einen schon umhauen. Und wenn ein Virus wie Sars-CoV-2 in eine ziemlich unvorbereitete Population rauscht, dann ist das kein Scherz. Allerdings muss man mit solch einer Situation rational umgehen. Das ist über weite Strecken in vielen Ländern nicht der Fall. Sars-CoV-2 wurde zu einem Politikum, was ein Virus eigentlich niemals werden sollte. Denn zu einem Virus sollte es keine Meinungen geben, sondern wissenschaftlich wasserdichte Fakten. Politik dagegen ist immer Meinungsstreit.

Und so geht das fehlerhafte Management der ganzen Sache weiter und weiter und weiter. Jetzt sogar mit explodierenden Nieren. Und statt wunderbaren Schnelltests in Massen zum Selbstgebrauch wird das große Impfen vorbereitet.

Ist denn die ganze Welt verrückt geworden?

Gastbeiträge geben immer die Meinung des Autors wieder, nicht meine. Ich schätze meine Leser als erwachsene Menschen, und will ihnen unterschiedliche Blickwinkel bieten, damit sie sich selbst eine Meinung bilden können.

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*Der Autor ist Deutscher und lebt und arbeitet in den USA. Da er sich aufgrund von Auflagen seines Arbeitgebers zu politischen Fragen nicht öffentlich äußern darf, erscheint dieser Artikel unter Pseudonymq.


Bild: Fahroni/Shutterstock
Text: Gast


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**Meeting highlights the from the Pharmacovigilance Risk Assessment Committee (PRAC), September 28th – October 1st, 2020.
***Hongchao Pan, Richard Peto, Quarraisha Abdool Karim, Marissa Alejandria, Ana Maria Henao Restrepo, Cesar Hernandez Garcia, Marie Paule Kieny, Reza Malekzadeh, Srinivas Murthy, Marie-Pierre Preziosi, Srinath Reddy, Mirta Roses, Vasee Sathiyamoorthy, John-Arne Rottingen, Soumya Swaminathan: Repurposed antiviral drugs for COVID-19; interim WHO SOLIDARITY trial results. Weltgesundheitsorganisation, October 15, 2020.
****Repurposed antiviral drugs for COVID-19 interim WHO SOLIDARITY trial results. (PDF) In: medrxiv.org. WHO Solidarity trial consortium, Oktober 15, 2020

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